18. Dezember 2022 Hamburg hat eine neue Chanukkia direkt am Jungfernstieg
Das Kulturnetzwerk „MIT2WO“, der Lichtkünstler Michael Batz und die Alster-Touristik veranstalten das erste Chanukka-Fest auf der Alster.
Heike Linde-Lembke
HAMBURG. Wohl noch nie hat die Hansestadt ein derart fröhliches Chanukka-Fest erlebt, und das mitten auf der Alster mitten im kalten Winter. Zwei Alsterschiffe organisierte der neue Hamburger Kulturverein „MIT2WO“ mit dem Lichtkünstler Michael Batz, und viele Menschen kamen an die Anlegerstation Jungfernstieg, um Michael Batz' Lichtshow „Chanukka Light of Dance“ mit 80 tanzenden Drohnen auf der Binnenalster rund um die berühmte beleuchtete Alstertanne zu erleben.
Zuvor zündete Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky mit Philipp Stricharz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, das erste Licht an der neuen Chanukkia auf der Reesendammbrücke am Jungfernstieg, deren Licht jetzt mit dem Weihnachtsbaum vor dem Rathaus eine wunderbare Harmonie eingeht, zumal sowohl die Chanukkia als auch die Weihnachtsbäume von zwei Weihnachtsmärkten vor dem Rathaus und auf dem Jungfernstieg ergänzt werden. Am Fuß des energiesparenden Leuchters informiert ein Monitor über Ursprung und Bedeutung von Chanukka.
„Chanukka ist ein Feiertag, den wir jetzt in Hamburg wie in Berlin, Paris und London mitten in der Stadt erleben dürfen, ein Feiertag, der eine ganz wichtige Botschaft hat, den Sieg des Lichts über die Dunkelheit“, sagte Landesrabbiner Bistritzky.
Nach dem Anzünden enterten rund 200 fröhlich gestimmte Familien mit Kindern, Singles und Paare, Juden wie Nichtjuden, die zwei Schiffe, die die Alster-Touristik zur Verfügung stellte und extra für die Chanukka-Feier aus dem Winterquartier holte. Der Kulturverein „MIT2WO“ hatte die Tische mit koscheren Sufganiot und Getränken, Chanukka-Talern, Dreidel, kleinen Überraschungen und mit Informationen über das Judentum gedeckt.
„Ich bin mit meiner Idee, nach dem Entzünden der Chanukkia ein Fest zu veranstalten, zu Michael Batz gegangen, der uns schon lange unterstützt“, sagte Giorgio Paolo Mastropaolo, Gründer des Kulturnetzwerks „MIT2WO“. Der Name steht für den Plan, sich zweimal im Monat an wechselnden Orten mit jüdischem Hintergrund zu treffen, um so die Stadt und ihr Judentum neu zu entdecken und gleichzeitig das Judentum in die Stadtgesellschaft zu tragen. Zudem steht der Name für Mitzwot, den 613 Geboten der Tora. Die Botschaft des Kulturnetzwerks: Jüdisches Leben in Hamburgs Gegenwart für die Zukunft zu aktivieren und alle Ströme des Judentums zu vereinen: „Das ist meine Vision für Hamburg“, sagte Mastropaolo.
Er entwickelte mit dem Lichtkünstler, Kulturentdecker und Autor Michael Batz („Das Haus des Paul Levy – Rothenbaumchaussee No. 26“, Verlag Dölling & Galitz, 560 Seiten, 32 Euro) den Plan, ein Chanukka-Lichtfest für die ganze Stadt zu geben, mit einem von 80 Drohnen inszenierten Lichtertanz über der Binnenalster. „Wir wollen Chanukka zwischen Himmel und Erde zum Leuchten bringen als Botschaft für Frieden und Zusammenleben“, sagte Mastropaolo.
„Licht bringt Menschen zusammen, Licht ist ein Bedürfnis“, sagte Michael Batz und dankte Tobias Haack von der Alster-Touristik für den Mut, zum Chanukka-Fest erstmals Alsterdampfer aus dem Winterschlaf zu wecken. Zudem erinnerte Batz daran, dass die erste Ampel Deutschlands 1922, also vor genau 100 Jahren, in Hamburg am Stephansplatz neben dem Jungfernstieg eingerichtet wurde. „Licht ist Literatur für die Stadt“, sagte der Künstler, der mit Licht Geschichten erzählt.
„Chag Sameach, Freunde!“, begrüßte Peggy Parnass, Ehrenvorsitzende des Kulturnetzwerks, die Gäste. „Ich bin so begeistert und überrascht, das so viele Jüdinnen und Juden hier so gut gelaunt beisammen sind, eine Ansammlung von fröhlichen jüdischen und nichtjüdischen Menschen auf einem Schiff, wann haben wir das je erlebt, das ist einfach wunderbar!“, freute sich die Autorin, Journalistin und Gerichtsreporterin, die am 11. Oktober ihren 95. Geburtstag feierte. Auch Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) hatte ihr Kommen zum ersten Chanukka-Fest auf der Alster angemeldet, sagte aber wegen Familienangelegenheiten ab.
**************** Erste Hamburger Chanukka "LIGHT of DANCE"
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16. Dezember 2022 NDR Schabt Schalom Radio
mit Stella Morgenstern und Giorgio Paolo Mastropaolo
27. November 2022 MIT2WO Online by Limmud Europe Presents: Limmud Rhine
HAMBURG. Limmud Europe Presents: Limmud Rhine - 5 countries, 4 parallel tracks, 3 days of jewish learning connecting and discussion, 2 wineries, 1 river - speaker: Giorgio Paolo Mastropaolo D. I., Initiator von MIT2WO.
Limmud Rhein ist ein dreitägiges Abendprogramm voller Geschichte, Kultur, Anekdoten, Sprache und vielem mehr zur Entdeckung des rheinischen Judentums gestern, heute und morgen! Was ist das rheinische Judentum? Woher kommt es und welche Rolle hat es in der weiteren jüdischen Geschichte gespielt? Was sind die aktuellen Herausforderungen und Chancen und wie wird es sich in den kommenden Jahrzehnten entwickeln? Was sprechen wir? Was essen und trinken wir? Was macht uns unverwechselbar? Sind wir anders?
WER? Du! Und viele andere Jüdinnen und Juden und ihre Freundinnen und Freunde aus der gesamten Rheinregion (Frankreich, Deutschland, Schweiz, Luxemburg, Belgien, den Niederlanden) und darüber hinaus. Die Sessions werden in deutsch, englisch, französisch und jiddisch angeboten.
LimmudRhine ist Teil des Projekts Memory Futures, das von der Europäischen Union gefördert wird.
24. November 2022 MIT2WO After Work Club im Herbert Weichmann Haus
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke 25. November 2022
HAMBURG. "Es beeindruckt mich, was der Netzwerk-Club MIT2WO leistet", sagte kein Geringerer als Julius Hans Schoeps, Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch jüdische Studien und Vorstandsvorsitzender der Moses Mendelssohn Stiftung, zu Beginn des After Work Clubs von MIT2WO im Herbert Weichmann Haus.
Bei dem Treffen berichtete Almut Engelien von NDR Schabat Schalom über ihre Arbeit als Journalistin. Ihre NDR-Sendung, die jeweils am Freitagnachmittags von 15 Uhr an online geht, berichtet über eine vielfältige, jüdische Perspektive, über das jüdische Leben heute. Zu Schabbat-Beginn lesen Rabbinerinnen oder Rabbiner den jeweiligen Wochenabschnitt der Tora.
Auch die Musikerin Stella Morgenstern erzählte aus ihrem Schaffen. Zurzeit liegt ihr Fokus auf der jiddischen Sprache.17. November 2022 MIT2WO Campus Amateurtheater HAMBURG. Mit Shelly Meyer, Hédi Bouden
10. November 2022 Peggy Parnass kam zum Challe-Backen
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke
13. November 2022 Das Kulturnetzwerk MIT2WO gründete im Chabad-Haus an der Rothenbaumchaussee ein überreligiöses Amateurtheater
HAMBURG. Mit der Begrüßung im Lern- und Schulungsraum, der auch während der Woche als Synagoge fungiert, wurde Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky von Giorgio Paolo Mastropaolo D. I., Leiter des MIT2WO-Kulturnetzwerkes, begrüßt. Mit dem Zitat "Der Mensch ist mit vielen Fehlern erschaffen worden, damit es ihm möglich sei, diese Fehler zu beheben", von Rabbiner Schneerson eröffneten Bistritzky und Mastropaolo die MIT2WO-Räume, denn die Gründung des Kulturnetzwerks hat einen persönlichen Bezug zum Chabad-Haus an der Rothenbaumchaussee und zu Rebbe Schneerson. Shlomo Bistritzky berichtete über die aufwendige Restaurierung der Räumlichkeiten und über Chabad Lubawitsch Hamburg.
In dem Haus sollen auch ein koscheres Lebensmittelgeschäft und ein koscheres Restaurant eingerichtet werden.Shelly Meyer, gerade neu in den Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hamburg gewählt und Vorstandsmitglied des Verbands Jüdischer Studierender Nord, und Hédi Bouden vom Helmut-Schmidt-Gymasium Wilhelmsburg, der vor zwei Wochen von einem Theaterprojekt aus Israel zurückkam, stellten ihre Vision von einem MIT2WO Campus Amateurtheater vor. Ihnen ist es wichtig, auf mehreren Ebenen zu arbeiten. Das Amateurtheater-Projekt ist für Juden und Nichtjuden aller Altersstufen geöffnet.
Als Mitglied des Vereins der Verfolgten des Nazi-Regimes berichtete Norma van der Walde über ihre Arbeit. Ihr Vater war Mitglied der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Sie ist auch Mitglied des Auschwitz-Komitees. Ihr Signal: Mutig sein, Willensstärke zeigen und berichten zu können, was in Auschwitz geschehen war.
In der Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Hamburg fand das Challebacken von Chani Bistritzky statt. Mit diversen Tipps zum Flechten der Challe. Auch die Publizistin Peggy Parnass, Ehrenmitglied von MIT2WO, war zum Challe-Backen gekommen.
27. Oktober 2022 Jüdische Musik beim Treffen des Kulturvereins MIT2WO
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke 28. Oktober 2022
HAMBURG. "Wer von jedem Menschen etwas lernen kann, ist wahrlich weise." Mit diesem Zitat eröffnete Giorgio Paolo Mastropaolo D. I. vom Kulturverein MIT2WO ein Konzert des Kulturnetzwerks in der Talmud Tora Schule, Grindelhof 30.
David Rubinstein, Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde Hamburg, erzählte die Geschichte der Talmud Tora Schule und berichtete über die Einheitsgemeinde, zu der auch die Reformsynagoge gehört, über die Daphna Horwitz, Mitglieder der Kultuskommission von der Reformsynagoge, informierte. Mit dem neuen Kantor und Opernsänger Assaf Levitin und dem von ihm gegründeten gemischten Chor hat die Reformsynagoge auch ihre Musikrichtung stärken können.
Shelly Meyer von dem Junge Forum der Deutsch Israelischen Gesellschaft Hamburg erklärte, dass die DIG offen sei für alle, die sich dem Staat Israel verbunden fühlen: "Wir sind eine Plattform für den überparteilichen Kampf gegen jeden Antisemitismus." Miguel Wolf, Musiker aus Chile, der in Hamburg lebt, folgt den jüdischen Spuren im argentinischen Tango.
20. Oktober 2022 MIT2WO Campus Amateurtheater
HAMBURG. Mit Shelly Meyer, Dr.Irmgard Schrand
13. Oktober 2022 MIT2WO eröffnete den Hannah Arendt Salon
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke
14. Oktober 2022Kulturnetzwerk MIT2WO eröffnete den Hannah Arendt Salon
Auch ein Amateurtheater für Juden und Nichtjuden formiert sich auf Initiative des Kulturvereins
Ich bin ja nur ein kleiner Punkt
nicht größer als der schwarzeder dort
auf dem Papier prunktalals Anfang zum Quadrate.
Wenn ich mich sehr erweitern will,
beginnt ich sehr zu klecksenmit
Stift und Feder,
Blei und Tintdie Umwelt
zu behexen.
Doch bin ich nur ein kleiner Punkt
nicht einmal gut geraten,
wie der auf den Papieren
prunktals Anfang zu Quadraten.
Von Hannah Arendt - ohne Titel
HAMBURG: Mit diesem Gedicht der großen Philosophin Hannah Arendt eröffnete der Kulturverein Kulturnetzwerk MIT2WO den Hannah Arendt Salon am Schulterblatt. Gastgeber sind die Heinrich Hartmann Stiftung und die MMW Nord Wohnungsbau, die sich vor einigen Jahren mit der Moses Mendelssohn Stiftung gegründet haben.
Die Eröffnungsveranstaltung widmeten die Gastgeber der Publizistin Peggy Parnass, Ehrenmitglied von MIT2WO, dessen Leiter Giorgio Paolo Mastropaolo D. I. ist."Herzlichen Dank für diese Ehre, lieber Giorgio, wie schön mit Dir und Deinen Freunden zusammen zu sein, und das heute, an diesem wichtigen Tag, die Bundesvereinigung der Sinti und Roma dabei sind, das freut mich sehr und ist sehr wichtig", sagte Peggy Parnass, die am Dienstag, 11. Oktober, ihren 95. Geburtstag feiern konnte.
Vom Jüdischen Salon am Grindel waren Barbara Guggenheim und Sebastian Schirrmeister zu Gast und erzählten von der Entstehung des Salon und ihren Veranstaltungen zur jüdischen Kultur, dessen Schwerpunkt auf ausgewählter Literatur, jüdischer Musik und guter Unterhaltung liegt.
Shelly Meyer vom MIT2WO Campus beschrieb bildhaft die Zukunftsvisionen des neuen Amateurtheaters, das MIT2WO gründete. Jeder ist willkommen, ob jüdisch oder nichtjüdisch, ob zehn oder 100 Jahre, ob mit oder ohne Erfahrung. Es geht um die Freude des Miteinander und der Mitmenschlichkeit. Die erste Aufführung ist im Dezember zu Chanukka geplant. Spontan ergänzte und erzählte Irmgard Schrand, promovierte Diplom-Politologin und Islamwissenschaftlerin, von der Projektarbeit mit dem Theaterkursus von Hédi Boden, der zurzeit in Israel an einem Theaterprojekt arbeitet.
Die Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg hat für Preview im Hannah Arendt Salon das Buch "Andersdenkerinnen, die Graphic Novel, Annäherungen an Helene Nathan, Anna Seghers und Hannah Arendt" von Anna Farophi zur Verfügung gestellt.
Das Amateurtheater MIT2WO Campus trifft sich am Donnerstag, 20. Oktober, 18.30 bis 21.30 Uhr, im Hannah Arendt Haus, Schulterblatt 124, Hamburg. Dabei sind Shelly Meyer, Hédi Bouden und zu Gast Irmgard Schrand.
Der Eintritt ist frei, um Zedaka wird gebeten.
24. September 2022 Event Pre-Rosch-ha-Schana
Video unter mit2wo_hamburg bei Instagram
22. September 2022 Erinnerung an die Familie Spiegel
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke
23. September 2022
HAMBURG. Gustav Spiegel, geboren 1896, Rosalie Spiegel, als Rosalie Wolff 1899 geboren, Rita Spiegel, geboren 1929, und Marga Spiegel geboren 1931 - die Familie Spiegel wurde 1941 deportiert und in Minsk vom NS-Regime ermordet. An die Familie erinnerte das Netzwerk MIT2WO am 22. September bei einer Veranstaltung vor Rosh Ha'Shana im Koch Kontor auf St. Pauli.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand - ein Keks. Der Keks Sfratti, übersetzt Zwangsräumung, ist eine italienische Back-Spezialität zu Rosh Ha'Shana. Die Koch-Kontor Inhaberin Tina Olufs hat diesen Keks für den Anlass gebacken und berichtete über ihre persönliche Familiengeschichte aus New York, die Buchpräsentation mit dem deutsch-israelischen Koch Tom Franz und die Treffen mit Yotam Ottolenghi.Volkan vom Restaurant "Das Peace" stellte die levantinische Küche mit den typischen Mezze vor und lud die Gäste zum ersten gemeinsamen Pre-Rosh Ha'Shana zu Sonnabend nach Schabbat ein.
Sonja Blattmann und Karin Derks vom MuT-Zentrum für Gewaltsprävention gaben Einblicke in ihre Alltagsarbeit.
Zum Pre-ShabbatClub aus dem HaJom Jom von Giorgio Paolo Mastropaolo D. I. wurde die Geschichte von David Grossman als Theatertext für MIT2WO Campus rezitiert. Der Pianist, Komponist und Arrangeur Gennady Tsypin spielte die Musik dazu.
08. September 2022 „Verpflichtet, für etwas einzustehen“
Vom taz die Tageszeitung
nordkutur von Benjamin Moldenhauerdas wird „Verpflichtet, für etwas einzustehen“Wenn Asylbehörden die Fluchtgründe nicht sehen wollen: Der Journalist Benjamin Bigger stellt seine Reportage über einen geflohenen christlichen Iraner vor
Benjamin Bigger 28, ist freier Journalist. Er wurde in Hamburg geboren und hat als Kind einige Jahre in Israel gelebt.
INTERVIEW BENJAMIN MOLDENHAUER
taz: Herr Bigger, für Ihren Film „Jeder kann ein Momo sein“ haben Sie einen Geflüchteten aus dem Iran begleitet. Was hat Sie an seiner Geschichte besonders interessiert?
Benjamin Bigger: Momo ist im Iran zum Christentum konvertiert und wurde danach attackiert. Der Angriff steht im Zusammenhang mit seiner Konversion. Momo musste reanimiert werden und ist geflohen. Seit acht Jahren lebt er in Deutschland – von Abschiebung bedroht. Der Veranstaltungstitel, MIT2WO, spielt auf das hebräische Wort „Mizwa“ an. Das bezeichnet einen sehr wichtigen Aspekt jüdischen Lebens: eine gute Tat zu tun, oder, genauer, die Verpflichtung, für etwas einzustehen. Das hab’ich aus meiner Perspektive mit dieser Reportage getan.
MIT2WO After Work Club mit Benjamin Bigger, seinem Protagonisten Momo und der Sängerin Stella Morgenstern: heute, 18 Uhr, Hamburg, Israelitische Töchterschule, Karolinenstraße 35
Der Eintritt ist frei, um Zedaka – Spende – wird gebeten
Mit welcher Begründung wurde Momos Antrag auf Asyl abgelehnt?
Die Schutzbedürftigkeit soll nicht gegeben sein. Es wird behauptet, dass der Angriff willkürlich gewesen sein könnte und nicht im Zusammenhang mit seiner Konversion stünde. Außerdem wird Momos Glaube infrage gestellt. In der Begründung heißt es: „Auch sein weiteres Vorbringen, dass er die Bibel von Anfang bis Ende durchgelesen habe, macht deutlich, dass er sich nicht mit der Bibel befasst hat. Sonst wüsste er, dass die Bibel kein normales Buch ist, dass man von Anfang bis Ende durchliest.“ Das Gericht geht davon aus, dass Momo in den Iran zurückgehen kann, wenn er sein Christentum nicht offen lebt: Einfach den Ball flach halten, dann passiert da schon nichts.
Wie erzählen Sie seine Geschichte?
Ich hatte zuerst überlegt, Momos Narben zu zeigen. Diese plakative Ebene wollte ich dann doch nicht im Film haben. Entweder die Zuschauer:innen glauben ihm oder eben nicht. Jedenfalls sind das Narben, die eindeutig mit einem Messerangriff in Zusammenhang stehen.
Momo ist gut vernetzt, macht etwa mit Freunden unter dem Namen „Rapfugees“ HipHop in Hamburg, eine Soli-Kampagne läuft. Wie ist der Stand seines Asylverfahrens?
Das einzige, was sich verändert hat, ist, dass Momo seine Ausbildung abgeschlossen hat und jetzt sein Fachabi mit einer schulischen Ausbildung zum Erzieher macht. Das darf er ohne Aufenthaltstitel nur so halb, momentan hat er nur eine Aussetzung seiner Abschiebung. Ich bin vor Kurzem mit ihm zur Ausländerbehörde nach Winsen an der Luhe mitgefahren. Man merkt die angespannte Stimmung aller, die da sitzen. Wir kamen rein, kein Hallo, kein gar nichts. Momo musste zum dritten Mal Fingerabdrücke von sich nehmen lassen. Wenn er Glück hat, wird seine Aufenthaltsgenehmigung noch einmal um drei Monate verlängert.
Der „After Work Club“ möchte Begegnungen zwischen jüdischen und nicht jüdischen Menschen ermöglichen. Überschneiden sich Ihre Erfahrungen mit denen Momos?
Als deutscher Halb-Israeli hat mich seit meiner Kindheit der Nahostkonflikt beschäftigt. Der Iran ist da ein wichtiger Schlüsselpunkt. Meine und Momos Erfahrungen sind natürlich sehr unterschiedlich. Aber es ist spannend, mit ihm über sein Leben in der Region zu sprechen – ich merke, wie wenig unterschiedlich wir dann doch sind. Das gilt auch für Freund:innen zum Beispiel aus Syrien: Es fällt immer wieder auf, wie sehr die Kulturen einander ähneln. Und wenn wir ein paar Tausend Jahre zurückblicken, sind wir sowieso alle Geschwister. Mit „Jeder kann ein Momo sein“ will ich auch zeigen, dass jeder, der in so einer Situation steckt, das Recht hat, dass offen und fair mit ihm umgegangen wird.
08. September 2022 Erste Veranstaltung von MIT2WO war ein Erfolg
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke 11. September 2022
HAMBURG. Der neue Netzwerker-Verein MIT2WO Kulturnetzwerk gab seine erste Veranstaltung nach der Sommerpause in der Israelitische Töchterschule bei Anna von Villiez, Leiterin der Hamburger Gedenk-und Bildungsstätte.
MIT2WO-Gründer Giorgio Paolo Mastropaolo erzählte kleine persönliche Anekdoten zur ehemaligen Turnhalle, dem heutigen Jüdischen Kulturhaus an der Flora-Neumann-Straße, und sprach beispielsweise über Esther Bauer, dessen Vater Alberto Jonas, einst Direktor der Israelitischen Töchterschule, und ihrer Mutter, der Ärztin Maria-Anna Jonas, geborene Levinsohn. Die NS-Schergen deportierten die Familie im Juli 1942 ins KZ Theresienstadt.
Anschließend gab die Sängerin Stella Jürgensen von Stella’s Morgenstern Einblicke in die jiddische Musik, dessen Botschaften, Aussagen und Lebensweisheiten. Mit Frank London aus New York probt sie gerade für das Konzert am Sonnabend im Goldbekhaus, dem Kulturzentrum in Hamburg-Winterhude.
Der freie Jounalist Benjamin Bigger erzählte anschaulich und bewegend von Begegnungen mit Momo, und warum die aktuelle Reportage: „jeder kann ein Momo sein“ entstand.
Anna von Villiez ist Historikerin und führte durch das Gebäude der einst Israelischen Töchterschule, in der während der NS-Zeit die letzte jüdische Schule untergebracht war, wie auch in der Dauerausstellung zum ehemaligen jüdischen Schulleben in Hamburg zu sehen ist.
Alexei Volinchik berichtete über seine Benefizkonzerte für die Ukraine. Alle Teilnehmenden erörterten anschließend die Frage, ab wann Kindern vom Nationalsozialismus erzählt werden kann. Die weiteren Veranstaltungen von MIT2WO stehen unter Veranstaltungen am Ende dieses CHAVERIM-Newsletters.30. August 2022
Hinz&Kunzt September Ausgabe
HAMBURG. Hinz&Kunzt ist ein Straßenmagazin, das von obdach- oder wohnungslosen Menschen in der Region Hamburg vertrieben wird .
Ein Bericht über MIT2WO von Frank Keil. Foto: Dmitrij Leltschuk
Jüdisches Leben in Hamburg: Wo findet es sich? Wer gehört dazu? Je tiefer man eintaucht, desto mehr Fragen stellen sich. Eine Annäherung.
Wer jüdisches Leben in Hamburg sucht, muss an diesem Abend im Juli
in den Musikclub Indra auf St. Pauli gehen. Dort, wo einst die Beatles auftraten, steht heute der israelische Sänger Nachi Weiss auf der Bühne. Oder vielmehr: sitzt, im wohldosierten Scheinwerferlicht vor gut 25 Gästen und singt zur Gitarre Coversongs von Leonard Cohen, Bob Dylan und von Meir Ariel, einem in Israel sehr bekannten Sänger. Das Kulturnetzwerk „Mit2wo“, das jüdische und nicht-jüdische Menschen zusammenbringen will, hat kurzfristig eingeladen. Manche Männer tragen heute Abend Kippa, andere nicht. Viele trinken Cola. Klar – Cola ist koscher.Bis heute Vormittag kannte ich das Netzwerk gar nicht. Aber es entdeckte offenbar mich und schickte mir eine Einladung.
Denn ich bin auf der Suche nach heutigem Judentum, durchaus angespornt von einem jüdischen Journalistenkollegen, der mein großes Interesse für die Aufarbeitung des Holocaust mal so kommentierte: Der Abend sei sehr typisch gewesen, erzählt Giorgio Paolo Mastropaolo D. I. von Mit2wo ein paar Tage später am Telefon.Bei den regelmäßigen Veranstaltungen gehe es vor allem um Austausch. Ein wenig wie bei einer After-Work-Party: Sich treffen, um sich wieder zu treffen. Und das zweimal im Monat, an immer wechselnden Orten mit einem jüdischen Bezug, auch um die Stadt besser kennenzulernen, und jede:r bringt jedes Mal jemanden mit.
Neulich etwa ging es in den Art Store „Wohl oder Übel“ in der Wohlwillstraße – die nach der jüdischen Malerin Gretchen Wohlwill (1878–1962) benannt ist und die nach dem Krieg aus dem Exil nach Hamburg zurückkehrte.
Mit2wo ist abgeleitet von „Mitzwot“, den 613 Geboten in der Thora, die das Leben von jüdischen und auch von nichtjüdischen Menschen regeln: „Es geht um die Mitmenschlichkeit, um die Begegnung“, erklärt er. „Als Jude habe ich mit der Muttermilch eingesogen: ‚So etwas wie der Holocaust darf nie wieder passieren.‘ Der Deutsche wächst damit auf: ‚Oh, ich will das lieber wegblenden!‘“ Und das erzeuge ein Taubheitsgefühl: „Wir müssen beide darüber trauern, dass der Mensch in der Mitmenschlichkeit gescheitert ist, dann können wir gemeinsam einen Weg gehen.“ Von daher: „Was möchtest du über uns wissen, was möchtest du fragen? Dann frage. Wir sind da!“ Giorgio Paolo Mastropaolo D. I. hatte die Idee, suchte sich sechs Mitstreiter:innen, um im Mai diesen Jahres einen Verein zu gründen. Peggy Parnass ist Ehrenvorsitzende.
Jetzt sei erst mal Sommerpause, im September gehe es weiter. „Man sieht sich“, sagt er zum Schluss.
27. Juni 2022 Live Konzert in "Indra" mit Nachi Weiss
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke 02. Juli 2022
HAMBURG. Mit der Kulturnetzwerksreihe MIT2WO hatte Nachi Weiss aus Israel im "Indra Musikclub" auf St. Pauli sein musikalisches Opening für Hamburg gestartet. Er sagte: „ich bin sehr glücklich in der Stadt zu sein und bedanke mich beim Verein für die Vernetzung. “Seine Lieder waren: Blowing in the wind / Dylan לילה שקט עבר על כוחותינו / Meir Ariel Love minus zero / Dylan, It’s all over now babe Blue / Dylan Always not quiet / Nachi Weiss נשל הנחש / Meir Ariel אהבת קדומים / Nachi Weiss ילדי שלי / Nachi Weiss Not dark yet / Dylan, Knockin’ on heaven’s door / Dylan יהא רעווא קדמך / Itzchak Fouks, Shall be released / DylanAls Zugabe sang Nachi Weiss mit den Publikum das Lied „Everybody Must Be Loved“, von ihm geschrieben.
Dabei entstand im Musikclub eine persönliche Atmosphäre mit Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Anschließend wurde sich bei offener Stimmung kennengelernt, und spontan gaben einige Gäste ihr musikalisches Können auf der Bühne freien Lauf.
16. Juni 2022 MIT2WO Kulturnetzwerkreihe After Work Club
Vom Newsletter Heike Linde-Lembke 20. Juni 2022
HAMBURG. Der letzte After Work Club in diesem Führling fand in der "Wohl oder Übel Art Store St. Pauli" in der Wohlwillstraße 10 statt und startete mit Nils Boeing und einer Geschichte über jüdische Salons, gefolgt von der Historie über die Familie Wohlwill mit Siri Keil und Martin Sprujit vom St. Pauli Archiv. Gleichzeitig berichtete über den aktuellen Stand des ehemaligen israelitischen Krankenhaus, damals eines der modernsten Hospitäler Norddeutschlands.
Die bekannte Sängerin Stella Morgenstern wies auf Salomon Heine, Stifter, Gründer und Mäzen des Israelitischen Krankenhauses hin. Sein Neffe Heinrich Heine, den er ebenfalls Zeit seines Lebens unterstützte, selbst, als Heinrich nach Paris floh, schrieb dieses Gedicht für sein Onkel nach dessen Tod.
"Das neue Israelitische Hospital in Hamburg"
Heinrich Heine
Ein Hospital für arme, kranke Juden,
Für Menschenkinder, welche dreifach elend,
Behaftet mit den bösen drei Gebresten,
Mit Armut, Körperschmerz und Judentume.
Das Schlimmste von den Dreien ist das letzte,
Das tausendjährige Familienübel,
Die aus dem Niltal mitgeschleppte Plage,
Der altägyptisch ungesunde Glauben.
Unheilbar tiefes Leid.
Dagegen helfen Nicht Dampfbad,
Dusche, nicht die Apparate
Der Chirurgie, noch all die Arzeneien,
Die dieses Haus den siechen Gästen bietet.
Wird einst die Zeit, die ew'ge Göttin, tilgen
Das dunkle Weh, das sich vererbt vom Vater
Herunter auf den Sohn - wird einst der Enkel
Genesen und vernünftig sein und glücklich?
Ich weiß es nicht
Doch mittlerweile wollen
Wir preisen jenes Herz,
das klug und liebreich
Zu lindern suchte,
was der Lindrung fähig,
Zeitlichen Balsam träufelnd in die Wunden.
Der teure Mann.
Er baute hier ein Obdach
Für Leiden, welche heilbar durch die Künste
Des Arztes oder auch des Todes, sorgte
Für Polster, Labetrank, Wartung und Pflege.
Ein Mann der Tat, tat er, was eben tunlich;
Für gute Werke gab er hin den Taglohn
Am Abend seines Lebens, menschenfreundlich,
Durch Wohltun sich erholend von der Arbeit.
Der zweite Part der MITWO-Veranstaltung folgte mit Avraham Rosenblum von Hummustopia. Er erklärte sein Projekt und sein Anliegen.
Shelly Meyer und Jan Anthony Schneidereit von der deutsch-israelischen Gesellschaft berichteten über ihre Arbeit für die DIG.
Darauf folgte der Pre-ShabbatClub von Giorgio Paolo Mastropaolo D. I. mit HaJom und den Tora-Deutungen für die Gegenwart mit Zitaten von Rabbi Nachman, Philo von Alexandria, Maimonides und dem Talmud. Sönke Timm stellte das neuste Programm des Jüdischen Museums Rendsburg, Prinzessinstraße 7, vor.